Einstellungen zur Demokratie von Geflüchteten

Einstellungen zur Demokratie von Geflüchteten

Konflikte sind Teil gesellschaftlichen Zusammenlebens. Eine funktionierende Demokratie – so die politiktheoretische Annahme – benötigt sogar (produktive) Konflikte, um sich fortzuentwickeln. Dies gilt auch und gerade in Bezug auf Migration und den damit verbundenen Fragen nach Integration und Zugehörigkeit. Aus diesem Grund beschäftigt sich der neue Sammelband von Norbert Kersting, Julian David Müller und Uwe Hunger in der Reihe „Studien zur Migrations- und Integrationspolitik“ mit „Migration und Konflikt“.

Gemeinsam mit Sonja Haug von der OTH Regensburg habe ich die Daten der von uns durchgeführten Studie DePaGe hinsichtlich der Einstellungen zur Demokratie der 2019/2020 befragten Geflüchteten ausgewertet und mit Querschnittsdaten der deutschen Bevölkerung des European Values Study gemeinsam mit dem World Values Survey verglichen.

  • Welche Einstellungen zu politischen Systemen lassen sich bei Geflüchteten in
    Deutschland feststellen?
  • Wie unterscheiden sich diese von der Bevölkerung Deutschlands?
  • Gibt es Unterschiede nach Geschlecht, Alter, Bildung, politischem Interesse und politischem Engagement bei der Zustimmung zu den Regierungsformen?

Hintergrund der Analyse ist, dass die Befragten in der Regel in Ländern mit undemokratischem Regime sozialisiert wurden oder aus Ländern stammen, deren demokratischen Systeme (noch) keinen starken Rückhalt in der Bevölkerung haben.

Die Ergebnisse zeigen, dass die befragten Geflüchteten eine sehr hohe Zustimmung zur Demokratie aufweisen. Die Einschätzung, welche Elemente zu einer Demokratie gehören, entspricht der Allgemeinbevölkerung in Deutschland. Gleichzeitig lassen sich jedoch bei den befragten Geflüchteten auch erhöhte Zustimmungswerte zu Führerstaat, Militär- oder Expertenregierung beobachten. Ein Drittel ist der Ansicht, dass eine Religions- oder Militärregierung mit der Demokratie vereinbar wäre. Die Einstellung zur Demokratie variiert dabei nur schwach hinsichtlich soziodemografischer Werte, politischem Interesse und politischen Aktivitäten. Unter den Personen, die politisch aktiv waren, sind nicht wenige, die einer Herrschaftsform mit nicht demokratisch gewähltem „starkem Führer“ oder Militär zuneigen. Daraus lässt sich ein mögliches Gefahrenpotenzial für die Demokratie ableiten.

Literatur:

Haug, Sonja; Schmidbauer, Simon (2025): Geflüchtete in Deutschland und ihre Einstellung zur Demokratie – eine empirische Untersuchung. In: Kersting, Norbert et al.: Migration und Konflikt. Springer Fachmedien Wiesbaden (Studien zur Migrations- und Integrationspolitik), S. 91-111. https://doi.org/10.1007/978-3-658-44919-3_5